Konflikte lösen – aber richtig!

konflikte lösen

Dieses Wochenende habe ich mich wieder mit meiner Freundin Lea getroffen. Wir haben uns einen wunderschönen Tag gemacht, sind spazieren gegangen und haben uns am Nachmittag auf eine Tasse Tee in ein hübsches Café gesetzt. Lea ist nun seit ein paar Jahren schon mit Nick zusammen, doch dieses Wochenende hat sie sich die meiste Zeit nur über ihn aufgeregt. Sie erzählte mir, dass die beiden in den letzten zwei bis drei Wochen hauptsächlich gestritten haben, wobei ich schnell erkannt habe, dass die Streitereien von Lea ausgingen. „Die letzten drei Wochen hat Nick fast ausschließlich in der Firma verbracht, für die er arbeitet.“, berichtete Lea mir. „Seitdem er diese Beförderung bekommen hat, kommt er so gut wie nie vor acht Uhr abends nach Hause. Jeden Morgen erzählt er mir, dass er es heute früher schafft und wir gemeinsam zu Abend essen werden. Und jeden Abend enttäuscht er mich. Ich schreibe ihm sogar am frühen Abend noch eine Nachricht, dass ich jetzt anfangen werde zu kochen und frage ihn, ob er es diesmal denn wirklich schafft pünktlich zu Hause zu sein. Schon dreimal hat er mir mit ‚Ja mein Schatz, heute bin ich pünktlich zum Essen da.‘ geantwortet. Und was war? – Ich stand alleine mit dem fertigen Essen da und habe auch noch jedes Mal so lange auf ihn gewartet, bis es schließlich kalt war.“

„Oh, das ist natürlich ärgerlich. Waren das die Auslöser für eure Streitereien?“, fragte ich sie. „Das ist doch wohl Grund genug. Aber jetzt ist der gute Herr sauer auf mich und redet kaum noch mit mir, obwohl er doch derjenige ist, auf dem man sich nicht verlassen kann.“, antwortete Lea. „Ja, ich verstehe dich, aber was genau hast du denn dann zu ihm gesagt?“

„Beim ersten Mal habe ich noch gar nichts zu ihm gesagt, aber als es jetzt schon dreimal vorkam, habe ich ihm natürlich gesagt, dass auf ihn kein Verlass mehr sei. Er ist so egoistisch geworden und denkt gar nicht mehr an mich oder unsere Beziehung. Das einzige, was ihm noch wichtig ist, ist ausschließlich sein Job.“, sagte Lea in einem sehr aufgebraustem Ton.

Und genau hier liegt das erste Problem vor. Lea hat nicht nur etwas gegen die Handlung von Nick gesagt, sondern gegen seine Identität. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, wenn du deinem Partner deine Meinung mitteilen möchtest, OHNE ihn dabei zu verletzten.

1. Unterscheide zwischen Handlung und Identität!

Ich rate den Frauen immer den Partner nicht zu kritisieren, sondern stattdessen mehr zu loben. Denn oftmals wollen die Frauen ihren Männern helfen, einen Ratschlag erteilen oder sie einfach verbessern und äußern das in Form von Kritik. Sie wollen ihn meist gar nicht kritisieren, es stecken lediglich gute Absichten dahinter, wie zum Beispiel: „Wie siehst du denn wieder aus? Die Jacke passt doch überhaupt nicht zu deiner Hose und außerdem ist es doch viel zu warm draußen für so eine dicke Jacke. Ich suche dir mal lieber etwas anderes raus, du bist einfach nicht modebewusst.“ Manche Männer können gut damit umgehen und wissen, dass die Frau es nur gut mit ihnen meint. Die meisten Männer hören darin aber nichts weiter als Kritik. Kritik an ihrem Wesen. Wie du vielleicht bemerkt hast, kam auch etwas die Mutterrolle in diesem Beispiel zum Vorschein. Ich habe es selber schon bei einer Freundin von mir erlebt, dass sie ihren Partner immer bemuttern wollte und wie gesagt – sie meinte es auch wirklich nur gut mit ihm. Aber der Partner ist natürlich kein Kind! Das darf man nie vergessen. In diesem Beispiel wurde eindeutig Kritik am Partner geäußert. Undzwar nicht nur an seiner Handlung (die „falsche“ Wahl seiner Kleidung), sondern auch an seiner Person selbst (Du BIST nicht modebewusst).

Sobald du seine Identität mit ins Spiel bringst, wenn du deine Meinung sagst, verletzt du ihn. Denn das ist etwas, was nicht veränderbar ist. Du wirfst deinem Partner „Du bist nicht modebewusst“ an den Kopf und er denkt sich dann vielleicht: „Das stimmt doch nicht. So bin ich nicht. Ich finde die Kleidung schön, die ich trage und finde mich modebewusst.“ In einer Beziehung sollte man meiner Meinung nach immer seine persönlich Meinung äußern können, denn es kommt nicht darauf an was man sagt, sondern wie. Die Frau hätte zum Beispiel einfach sagen können: „Du siehst sehr hübsch aus, Schatz, aber ich persönlich finde diese Jacke schöner. Was meinst du?“ So hast du weder Kritik an seiner Persönlichkeit geäußert, noch hast du ihn verletzt. Du hast schlicht und ergreifend deine Meinung gesagt. Und entweder geht er darauf oder nicht. Wenn er sich so schön fühlt wie er ist, dann solltest du das auch akzeptieren.

Genau das habe ich Lea am Wochenende auch geraten. Ich habe ihr gesagt, dass sie Nick’s Gefühle wahrscheinlich sehr verletzt hat, weil sie ihm sagte, er sei nicht verlässlich und total egoistisch. Diese beiden Punkte beziehen sich auf seine Wesensart, denn jeder Satz, in dem eine Form von „sein“ steckt (wie du BIST), beinhaltet einen Angriff auf die Identität. Natürlich war es von Nick keine Glanzleistung sie dreimal mit dem Essen auf ihn warten zu lassen, aber ist er dadurch wirklich nicht mehr verlässlich und egoistisch? „Du hast Recht, Petra. Ich habe natürlich nichts gegen seine Person, sondern nur gegen das, was er die letzten Male getan hat.“, meinte Lea daraufhin.

Schritt 1 lautet also: Unterscheide zwischen Handlung und Identität!

2. Gib’ seiner Handlung nicht sofort eine Bedeutung!

Nick ist dreimal später nach Hause gekommen als er es ursprünglich gesagt hat. Die Bedeutung, die Lea aus dieser Handlung geschlossen hat, war, dass sie Nick nicht mehr wichtig sei und dass die Beziehung mit ihr ihm ebenfalls nicht mehr wichtig sei. Die Frage ist aber: Stimmt das wirklich?

NEIN! Bevor du deine Meinung aussprichst, schau dir erstmal an, was tatsächlich dahinter steckt! Nick hat zum Beispiel gerade eine Beförderung erhalten, weshalb er die letzten Tage so viel Zeit in der Firma verbracht hat. Was steckt bei deinem Partner dahinter? Hast du dich schonmal gefragt, warum manche Menschen in Beziehungen glücklicher sind als andere? Hier ist die Antwort darauf!

3. Überlegt euch gemeinsam eine Lösung!

Es bringt nichts sich jeden Tag über das Gleiche aufzuregen. Nick hat ihr immer gesagt, dass er es pünktlich zum Essen schafft, weil er es wirklich geplant hatte. Das zeigt, dass es ihm wichtig war. Aber gerade in einer neuen Situation sollte man sich erstmal überlegen, was sich alles verändert und wie man am besten damit umgeht. Lea und Nick haben jetzt ausgemacht so lange zu warten, bis sich ein geregelter und messbarer Tagesablauf bei Nick eingependelt hat. Bis dahin haben sie sich darauf geeinigt wenigstens die Wochenenden miteinander auszukosten.

Was stört dich an deinem Partner, beziehungsweise an dem, was dein Partner macht oder eben nicht macht? Und was gibt es hier für Lösungen?

Ich kann dir nämlich eins mit Sicherheit sagen: Kein Partner wird je perfekt sein. Kein Mensch ist perfekt. Selbst dein absoluter Traummann hat Ecken und Kanten, Eigenarten mit denen du nicht klarkommst, die dich an ihm nerven. Es ist immer eine Frage, wie man mit diesen Eigenarten am besten umgeht.

4. Äußere deine Meinung mit Lob aus!

Wenn du willst, dass du durch deine Meinung positive Gefühle in deinem Partner auslöst, dann packe sie in Lob! Lea kann das zum Beispiel tun, indem sie zu Nick sagt: „Ich weiß, es ist dir wichtig pünktlich zu Hause sein und ich weiß auch, dass du dein Wort gerne gehalten hättest, aber was können wir denn jetzt tun, damit es in Zukunft besser funktioniert?“

So schaffst du es deine Meinung zu formulieren, ohne dabei einen Streit oder eine Beziehungskrise auszulösen.

5. Rede in Ich-Form!

Dies ist ein Punkt, der generell in der Kommunikation sehr bedeutend ist, wenn du willst, dass diese gelingt. Einige Menschen machen den Fehler, dass sie immer sagen: „Du bist schon wieder zu spät gekommen. Du hast schon wieder eine Vase kaputt gemacht, dir ist wohl gar nicht wichtig. Du hast schon wieder den Geburtstag von meiner Mama vergessen.“ Mit „Du hast, du machst, du bist“ kommst du bei einer Person nicht weit. Damit greifst du sie direkt an und sie wird wahrscheinlich sofort dicht machen. Hier findest du weitere Unterschiede in der Kommunikation zwischen Mann und Frau!

Möchtest du eine gelingende Kommunikation herstellen und deine Meinung sagen können, ohne im Streit zu enden, dann verwende immer die Ich-Form und formuliere klar und deutlich deine Gefühle und Gedanken. „Ich fühle mich nicht wichtig für dich, weil du schon wieder den Geburtstag vergessen hast. Ich fühle mich nicht respektvoll behandelt, weil du unachtsam mit meinen Sachen umgehst.“

Dann wird er es verstehen und darauf eingehen. Sobald du ihn angreifst, verschließt er sich.

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Über Petra Fürst

Über Petra Fürst

Petra ist die Gründerin von Soulmate Coaching. Gleichzeitig ist sie NLP-Trainerin, Buchautorin, Diplomphysikerin und zweifache Mama.

Seit 2011 begleitet sie tausende von Frauen auf dem Weg in eine glückliche Beziehung mit ihrem Traummann — und zwar auf Live-Auftritten, in Seminaren, Workshops, intensiver 1-zu-1-Zusammenarbeit und natürlich über ihren YouTube-Kanal mit 80.000 Abonnenten und über 18 Millionen Video-Aufrufen.

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