Wie zu viel Perfektionismus dein Glück verhindert

Frau in orangenem Shirt und weißer Hose hält ein Schild hoch auf dem perfekt unvollkommen bzw perfectly imperfect steht

Bist Du es gewohnt, immer und überall alles zu geben? Egal, ob ihm Beruf oder privat: Dein Bestes ist seit jeher gerade gut genug – und ab und an nicht mal das. Deine Lebensphilosophie lautet Perfektionismus, und du bist stolz darauf – denn welch höhere Tugend gibt es, als immer danach zu streben, alles so gut wie möglich zu machen, nicht wahr? Nun, beispielweise einzusehen, dass im Leben eben nichts perfekt ist. In meinem Artikel erfährst du, warum der Drang nach Perfektionismus leider bei Weitem nicht immer automatisch auch zum bestmöglichen Ergebnis führt – und warum oft sogar das Gegenteil der Fall ist.

Wenn Perfektionismus zum Problem wird

Harte Arbeit lohnt sich – so viel wurde uns allen schon gesagt. Wer verlässlich, kompetent und sorgfältig ist, mit dem arbeitet man gerne und dem vertraut man wichtige Projekte an – die Grundlage für eine erfolgreiche Karriere. Auch im Privatleben lohnt es sich zumeist, sich nicht mit Mittelmäßigkeit abzugeben: Stecke ich viel Zeit in mich und mein persönliches Wachstum, stehen meine Chancen umso besser, ein erfülltes, glückliches Leben zu führen. Investiere ich in meine Hobbies und werde richtig gut darin, geben auch sie mir Erfolgserlebnisse, und vielleicht werde ich sogar so gut darin, dass ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Und renoviere ich etwa mein Haus, möchte ich ebenfalls, dass das Endresultat so gelungen wie möglich ausfällt. In all diesen Fällen hilft mir Perfektionismus dabei, Dinge besser und/oder erfolgreicher zu meistern. Wie kann es also sein, dass Perfektionismus negativ sein kann? Ganz einfach: Wenn er vom Streben nach dem realistisch bestmöglichen Ergebnis zur Obsession wird und vornehmlich Stress verursacht.

Junge brünette Frau sieht unzufrieden und nachdenklich auf ihren Laptop

Wie eingangs schon erwähnt, existiert tatsächliche Perfektion im realen Leben nicht. Perfektion ist ein Idealzustand, an den wir uns annähern, den wir aber nie erreichen können. Alles hat Schattenseiten, so ist das nun mal im Leben. Wer ungesund perfektionistisch ist, dem reicht diese bloße – und realistische – Annäherung jedoch nicht mehr. Selbst Höchstleistungen, von denen andere nur träumen können, werden nicht als Erfolg wahrgenommen, oder die Betroffene steckt regelmäßig weit mehr Zeit und Energie in Projekte, als das Ergebnis je rechtfertigen würde, nur um am Ende erst recht nicht zufrieden zu sein. Das gilt auch für sich selbst sowie zwischenmenschliche Beziehungen: Perfektionisten sind nie mit sich selbst zufrieden, und erwarten auch von Beziehungen und Partnern, in allen Belangen perfekt zu sein, obwohl das jenseits jeglicher realistischer Möglichkeit liegt.

Das alles sorgt für jede Menge Frust: Ständig ist man unzufrieden, nie fühlt man sich, als könne man feiern, auf Resultate stolz sein, immer ist da der Druck, noch besser zu werden, noch mehr zu erreichen, nie Ruhe und Gelassenheit. Partner und Beziehungen scheinen nie gut genug, andere Menschen bemühen sich in den Augen von toxischen Perfektionisten nie so sehr, wie sie sollten, und die übertriebene Erwartungshaltung ihnen gegenüber sorgt für Streit. Du siehst also: Während es positiv ist, stets zu versuchen, Dinge so exzellent wie möglich zu meistern, ist es absolut fatal, in diesem Bestreben so unrealistisch zu werden, dass Erfolg von Haus aus unmöglich wird und jedes Unterfangen, ob beruflich oder privat, direkt zum Scheitern verurteilt ist.

Woher kommt übertriebener Perfektionismus?

Wie so viele schädliche Verhaltensmuster resultiert toxischer Perfektionismus oft aus einer Verletzung des inneren Kindes: Wurden an dich bereits in sehr jungen Jahren ständig viel zu hohe Anforderungen gestellt – womöglich sogar unter Androhung von Bestrafung, wenn diese nicht erfüllt werden konnten –, oder hattest du nie jemanden in deinem Leben, der dir das Gefühl gab, an dich zu glauben, dann kann sich daraus eine Traumareaktion entwickeln. Selbst im Erwachsenenalter kann dich dieses Trauma dann noch dazu treiben, stets noch besser sein zu wollen, egal, wie gut du schon bist, oder dich ständig in dem Glauben lassen, dass das, was du tust, nicht genug ist oder du versagen wirst, wenn du nicht noch mehr Zeit und Energie in eine Sache steckst – während es dir gleichzeitig unmöglich ist, jemals Zufriedenheit oder Erfolg zu verspüren, solange es theoretisch auch noch besser ginge.

Aber nicht nur in der Kindheit, auch in späteren Jahren kann sich so eine Traumareaktion entwickeln – beispielsweise, wenn du jahrelang in einer toxischen Beziehung warst, von einem Narzissten solange manipuliert wurdest, bis dein Selbstwertgefühl komplett zerstört war, oder du durch andere äußere Umstände über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder in dem Glauben gelassen wurdest, dass dein Bestes nicht genug ist und du es ohnehin nie zu etwas bringen wirst.

Frau liegt zerstört traurig und energielos am Boden auf einem roten Teppich

Tipps und Übungen, um toxischen Perfektionismus in ein gesundes Bestreben nach Erfolg umzuwandeln

Hast du dich in den Abschnitten oben wiedererkannt? Dann an dieser Stelle gleich mal eine gute Nachricht: Du kannst lernen, aus dem Hamsterrad auszubrechen und wieder realistische Vorstellungen von Erfolg und positiven Erlebnissen zu erlangen. Im Folgenden habe ich dafür einige effektive Tipps und Übungen für dich, die dir dabei helfen sollen.

1. Erkenne dein Muster

Der erste Schritt in Richtung Selbstverbesserung und Wachstum ist immer die Selbstreflexion: Erst, wenn du deine negativen Muster erkennst, kannst du gezielt daran arbeiten, sie zu beseitigen und durch positive Verhaltensweisen zu ersetzen. Im Fall von toxischen Perfektionisten liegt das Problem oft darin, dass sie Dinge analysieren und ständig nach Wegen suchen, alles um sich herum zu verbessern und noch effektiver zu gestalten: Aufgaben, die mit ihrem Job zusammenhängen, die eigene Lebenssituation, ihre Fähigkeiten, ihren Körper, ihren Geist, ihre zwischenmenschlichen Beziehungen und selbst die Personen in ihrem Umfeld. Trifft dies auf dich zu? Falls ja, in welchen Bereichen? In einem, in mehreren, vielleicht sogar in allen? Werde dir darüber bewusst und frage dich in der entsprechenden Situation, warum der Status-quo eigentlich nicht ausreicht.

2. Schätze die Schönheit von Unvollkommenheit

Denk mal kurz an einige der bekanntesten Stars und Sternchen der Welt – was macht diese so faszinierend? Oft sind es gerade ihre Makel – ein zierendes Muttermal im Gesicht, unterschiedlich große Pupillen, ein ikonisches Nuscheln –, die sie aus der Masse hervorstechen lassen. Live-Shows von Bands gefallen uns gerade deshalb, weil sie nicht wie am aufwendig gemasterten Album klingen, sondern in der Leidenschaft des Augenblicks durch hunderte kleine Fehler so richtig besonders werden. Die coolsten Helden (und Bösewichte) in Filmen und Büchern sind jene, die fundamentale Schwächen haben – weil sie uns gerade deshalb umso menschlicher erscheinen und uns emotional ansprechen. Unvollkommen bedeutet nicht automatisch schlechter – es bedeutet einzigartig, unverkennbar, auf eine Art besonders, die ihm ganz alleine gehört. Unvollkommenheit erlaubt es uns, uns mit Menschen und Dingen zu identifizieren, weil wir wissen, dass wir selbst auch nicht vollkommen sind; sie schafft Bindung und spricht uns auf einer emotionalen Ebene an, die Perfektion nie berühren könnte, weil sie keinen Bezug zu uns selbst oder der realen Welt hat. Unvollkommenheit ist bedingungslose Ästhetik – ganz ohne Druck oder Erwartungen.

3. Konzentriere dich auf Teilerfolge und feiere sie

Jeder Weg besteht aus unzähligen kleinen Schritten und sie alle tragen ihren Teil zu deiner Reise bei. Der erste Schritt – oder die ersten tausend – sind dabei genauso wichtig wie der letzte. Erlaube dir bewusst, jeden noch so kleinen Erfolg als solchen zu spüren und zu feiern. Jedes beendete Projekt, jede Erfahrung, sogar jeder Rückschlag hilft dir dabei, dich weiterzuentwickeln, auch wenn du dein endgültiges Ziel damit noch nicht erreicht hast.

Junge schwarze Frau blickt vor ihrem Laptop breit lächelnd auf ein Blatt Papier und macht mit ihrem Arm eine starke Geste die Erfolg symbolisiert

4. Genieße den Moment

Fokussiere dich nicht immer nur darauf, was du noch erreichen möchtest, sondern genieße einfach mal das Hier und Jetzt und alles, was schon ist. Wann hast du das letzte Mal die kleinen Momente des Tages genossen? Bist du ständig nur in Eile und mit deinen Gedanken schon in der Zukunft? Frage dich warum. Du kannst jetzt schon glücklich sein und das Leben genießen. Dazu musst du nicht erst dies und das erreichen.

Auch in der Beziehung gilt das: Bist du aktuell Single, dann stress dich nicht. Triffst du einen potenziellen Partner, denke nicht gleich zehn Schritte voraus – ob er dazu bereit wäre, sich so oder so für dich zu ändern, ob ihr in 20 Jahren auch noch glücklich wärt, ob er ein guter Vater wäre. Versuche stattdessen einfach mal die Zeit mit ihm zu genießen. Liebe entsteht ohne Druck.

5. Lerne, dir zu verzeihen

Jeder Mensch macht Fehler und hat seine Schwächen – und auch du darfst mal mittelmäßig sein. Wirf dir Rückschläge nicht vor, sondern sieh sie als wertvolle Lektionen. Achte auf deine innere Sprache und rüge dich keinesfalls dafür, etwas trotz Mühe nicht geschafft zu haben, sondern sage dir laut vor, dass das in Ordnung ist.

6. Wähle deine Perspektive

Stehst du vor einem Hochhaus, wirkt dieses riesig – sitzt du im Flugzeug und fliegst darüber hinweg, sieht es plötzlich winzig klein aus. Alles im Leben ist eine Sache der Perspektive – und du alleine bestimmst, welchen Blickwinkel du sehen willst. Konzentriere dich also nicht immer auf Fehler und was sich an Dingen und Menschen noch verbessern könnte, sondern trainiere deinen Blick stattdessen darauf, ihre Vorzüge zu sehen. Umso mehr du diese neue Perspektive übst, umso automatischer wird sie für dich werden, und plötzlich wird die ganze Welt voller Wunder anstatt Makel sein.

7. Praktiziere Unvollkommenheit

Mein letzter Tipp ist eine Übung für bereits etwas Fortgeschrittenere: Praktiziere absichtlich Unvollkommenheit. Zieh morgens eine Bluse an, die nicht gebügelt ist, und geh damit einkaufen. Werde kreativ und mache einen Fehler zum Feature, anstatt ihn auszubessern – beispielsweise kannst du einen Fleck auf deiner Wand einrahmen, anstatt ihn zu übermalen. Sprich mit lieben Freunden und/oder deinem Partner bewusst über all jene Dinge, die du nicht kannst, und beobachte ihre Reaktionen. Viel zu oft hängt toxischer Perfektionismus mit der Angst zusammen, was passieren könnte, wenn wir nicht perfekt sind – wenn du dich bewusst mit solchen Situationen konfrontierst, wirst du nach und nach auch unterbewusst lernen, dass diese Angst unbegründet ist und die Welt von normalen Makeln, Schwächen und Unvollkommenheiten nicht untergeht.

Die eigenen Schwächen zu akzeptieren und auch nach außen hin offensichtlich zuzulassen, bedarf einer Menge Mut. Hast du es jedoch erst mal geschafft, wirst du feststellen, wie befreiend es ist, den Druck der ewigen Perfektion hinter dir zu lassen – und wie viel glücklicher und erfüllter du dich fühlen wirst, sowohl im Beruf wie auch in deinem Privat- und Beziehungsleben.

Haben dir meine Tipps geholfen? Dann lass mir gerne auch einen Kommentar da und teile deine persönliche Erfolgsstory mit mir!

Frau steht lachend mit einem Regenbogen-Regenschirm im Regen und findet Perfektion in Unvollkommenheit

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FAQs – Häufig gestellte Fragen zum Thema Perfektionismus

Nein, Perfektionismus muss nicht immer schlecht sein. Wenn du nur insoweit perfektionistisch bist, dass du im gesunden Maße versuchst, immer dein Bestes zu geben, dann kann Perfektionismus sogar gut und hilfreich sein. Hält er dich jedoch davon ab, Erfolge als solche wahrzunehmen, und bist du durch ihn immer nur frustriert darüber, was alles nicht ist, oder lebst in Angst, Dinge nicht zu erreichen, dann handelt es sich dabei um toxischen Perfektionismus, an dem du unbedingt arbeiten solltest.

Wer übertrieben perfektionistisch ist, versucht unentwegt, Dinge zu verbessern und ist nie mit dem aktuellen Status-quo zufrieden. Die Gedanken solcher Menschen fokussieren sich nie auf die Schönheit des Moments, sondern stets nur darauf, was in Zukunft sein soll und wie dies zu erreichen ist. Sie setzen sich selbst und andere permanent unter Druck – selbst dann, wenn es gar keinen lohnenden Grund dafür gibt oder es die Situation sogar verschlechtern könnte.

Toxischen Perfektionismus bekämpft man beispielsweise mit den folgenden Schritten bzw. Übungen:

  1. Die eigenen schädlichen Muster durch Selbstreflexion erkennen
  2. Die Schönheit der Unvollkommenheit zu schätzen lernen
  3. Teilfolge als solche anerkennen und gebürtig feiern
  4. Bewusst im Moment leben und diesen genießen
  5. Lernen, sich selbst zu verzeihen
  6. Bewusst die eigene Perspektive verändern, um mehr Positives zu sehen
  7. Absichtlich Fehler, Makel und Unvollkommenheiten zulassen, um die damit verbundenen Ängste zu überwinden

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Über Petra Fürst

Über Petra Fürst

Petra ist die Gründerin von Soulmate Coaching. Gleichzeitig ist sie NLP-Trainerin, Buchautorin, Diplomphysikerin und zweifache Mama.

Seit 2011 begleitet sie tausende von Frauen auf dem Weg in eine glückliche Beziehung mit ihrem Traummann — und zwar auf Live-Auftritten, in Seminaren, Workshops, intensiver 1-zu-1-Zusammenarbeit und natürlich über ihren YouTube-Kanal mit 80.000 Abonnenten und über 18 Millionen Video-Aufrufen.

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